Okay, mal ehrlich, haben wir uns das nicht alle schon mal gefragt? Sitzt der Narzisst abends da und denkt: "Hach, heute war ich aber wieder ein richtiges Arschloch!"? Oder sind die so in ihrer eigenen Welt versunken, dass sie gar nicht merken, wie sie anderen auf die Nerven gehen? Die Antwort ist… kompliziert. Und überraschend.
Das große Missverständnis: Bösewicht-Gedanken
Stellen wir uns mal den typischen Bösewicht aus einem Film vor. Dunkle Kleidung, ein teuflisches Lächeln, und der Plan, die Weltherrschaft an sich zu reißen. Dieser Bösewicht WEISS, dass er böse ist. Er plant es sogar! Aber hier kommt der Twist: Die meisten Narzissten sind keine Bond-Bösewichte. Sie wollen keine Weltherrschaft, sondern Anerkennung, Bewunderung, am besten grenzenlose Liebe. Und hier liegt der Hase im Pfeffer: Sie sind so sehr darauf fixiert, dieses Gefühl zu bekommen, dass sie die Gefühle anderer Menschen komplett ausblenden.
Denk an jemanden, der ständig im Mittelpunkt stehen muss. Jedes Gespräch dreht sich um ihn, jede Geschichte wird so hingebogen, dass er der Held ist. Macht er das, um dich zu ärgern? Vielleicht. Aber viel wahrscheinlicher ist, dass er es tut, weil er sich nur dann wichtig und wertvoll fühlt. Er ist süchtig nach dem Gefühl, im Rampenlicht zu stehen. Und wie ein Süchtiger ignoriert er die negativen Konsequenzen seines Verhaltens.
Die verzerrte Realität
Das Problem ist, dass die Realität eines Narzissten oft ziemlich… verzerrt ist. Sie sehen sich als etwas Besonderes, als etwas Besseres als alle anderen. Und wenn sie dich schlecht behandeln, dann liegt das in ihrer Welt nicht an ihnen, sondern an dir. Du bist zu sensibel, du verstehst sie nicht, du bist neidisch auf ihren Erfolg. Die Schuld liegt immer bei jemand anderem. Das ist wie ein Schutzschild, das sie sich um sich herum aufgebaut haben. Ein Schutzschild gegen die Erkenntnis, dass sie vielleicht doch nicht so perfekt sind, wie sie glauben.
"Es ist nicht meine Schuld, dass du dich schlecht fühlst. Es ist deine Schuld, dass du so empfindlich bist!" - Ein Satz, den man von einem Narzissten oft hört.
Manchmal gibt es aber auch Momente, in denen die Fassade bröckelt. Momente der Unsicherheit, der Angst, der Scham. In diesen Momenten ahnen sie vielleicht, dass etwas nicht stimmt. Aber diese Erkenntnis ist oft so schmerzhaft, dass sie sie sofort wieder verdrängen. Es ist einfacher, sich weiterhin in der eigenen Welt zu bewegen, in der man der Held ist, als sich der Realität zu stellen.
Das Spektrum der Erkenntnis
Natürlich gibt es auch Abstufungen. Manche Narzissten sind sich ihrer Verhaltensweisen bewusster als andere. Sie wissen vielleicht, dass sie manipulativ sind, aber rechtfertigen es damit, dass sie es ja nur gut meinen. Oder dass sie es tun müssen, um ihre Ziele zu erreichen. Andere sind so blind für ihr eigenes Verhalten, dass sie wirklich glauben, sie seien die nettesten Menschen auf der Welt.
Und dann gibt es noch die, die eine Therapie machen und sich ihren Problemen stellen. Die lernen, ihre Verhaltensweisen zu hinterfragen und Empathie zu entwickeln. Das ist ein langer und schwieriger Prozess, aber es ist möglich. Und das ist vielleicht die überraschendste und hoffnungsvollste Erkenntnis von allen.
Was bedeutet das für uns?
Also, wissen Narzissten, dass sie böse sind? Nicht unbedingt. Aber sie sind sich oft ihrer Verhaltensweisen bewusst, auch wenn sie sie nicht als negativ wahrnehmen. Und das ist wichtig zu verstehen, wenn man mit einem Narzissten zu tun hat. Es bedeutet nicht, dass man ihr Verhalten entschuldigen muss. Aber es kann helfen, ihre Motivationen zu verstehen und sich selbst besser zu schützen.
Denn am Ende des Tages ist es wichtig, auf sich selbst aufzupassen. Sich abzugrenzen, wenn man merkt, dass man ausgenutzt wird. Und sich daran zu erinnern, dass man nicht für das Glück oder Unglück eines anderen Menschen verantwortlich ist. Auch nicht für das eines Narzissten.
Also, das nächste Mal, wenn du jemanden triffst, der sich nur um sich selbst dreht, denk daran: Vielleicht ist er kein Bösewicht, sondern einfach nur ein Mensch, der sich selbst verloren hat. Und vielleicht, ganz vielleicht, kann man ihm helfen, sich wiederzufinden. Aber das ist nicht deine Aufgabe.
