Stell dir vor, du stehst auf dem höchsten Punkt der Erde, dem Mount Everest. Die Aussicht muss atemberaubend sein, aber vergiss nicht, dass du dich in einer der unwirtlichsten Umgebungen unseres Planeten befindest! Eine der größten Herausforderungen dort oben ist die extreme Kälte. Aber wie kalt ist es wirklich? Das wollen wir uns jetzt genauer ansehen.
Warum ist es so kalt auf dem Mount Everest?
Bevor wir uns die Temperaturen genauer ansehen, ist es wichtig zu verstehen, warum es auf dem Mount Everest so eisig ist. Es gibt mehrere Gründe:
Höhe
Der Mount Everest ist mit 8.848,86 Metern der höchste Berg der Welt. Je höher du in der Atmosphäre aufsteigst, desto dünner wird die Luft. Dünnere Luft bedeutet weniger Moleküle, die Wärme speichern können. Das ist wie bei einer Decke: Je dicker sie ist, desto wärmer hält sie dich. Weniger Luft = weniger Wärme.
Ein allgemeiner Richtwert besagt, dass die Temperatur pro 1000 Höhenmeter um etwa 6 bis 10 Grad Celsius sinkt. Stell dir vor, du bist im Tal, wo es vielleicht angenehme 20 Grad hat. Wenn du dann auf den Everest kletterst, verlierst du bis zu 80 Grad Celsius allein durch die Höhe! Das macht einen riesigen Unterschied.
Breitengrad
Der Mount Everest liegt in den Himalaya-Bergen, nahe dem 28. Breitengrad Nord. Das bedeutet, er ist näher am Äquator als beispielsweise die Arktis oder Antarktis. Trotzdem spielt der Breitengrad eine Rolle, da die Sonneneinstrahlung in höheren Breitengraden schwächer ist als am Äquator. Die Sonne scheint also nicht so stark, um die Luft und den Boden zu erwärmen.
Jahreszeit
Die Temperaturen auf dem Mount Everest variieren stark je nach Jahreszeit. Die beste Zeit für die Besteigung ist im Frühling (April/Mai) und im Herbst (September/Oktober). Warum? Weil die Wetterbedingungen dann stabiler sind und die Temperaturen etwas "milder" im Vergleich zum Winter. Im Winter herrschen dort extremste Bedingungen mit eisigen Temperaturen und heftigen Stürmen.
Wie kalt wird es wirklich? Die Zahlen!
Okay, genug der Theorie. Jetzt wollen wir uns die konkreten Zahlen ansehen. Die Temperaturen auf dem Mount Everest sind extrem und können für den menschlichen Körper lebensbedrohlich sein.
Durchschnittliche Temperaturen
Die durchschnittliche Temperatur auf dem Gipfel des Mount Everest liegt im Januar bei etwa -36 Grad Celsius. Das ist bitterkalt! Im Juli, dem wärmsten Monat, steigt die Durchschnittstemperatur auf "nur" etwa -19 Grad Celsius. Das klingt immer noch eisig, oder?
Aber das ist nur der Durchschnitt. Die Temperaturen können noch viel weiter sinken, besonders in den Nächten oder bei Stürmen.
Tiefsttemperaturen
Die tiefste jemals gemessene Temperatur auf dem Mount Everest lag bei etwa -60 Grad Celsius. Das ist so kalt, dass Metall spröde werden und Batterien versagen können. Stell dir vor, du versuchst, dein Handy in dieser Kälte zu benutzen! Keine Chance.
Diese extremen Temperaturen, kombiniert mit dem starken Wind, führen zu einem enormen Windchill-Effekt. Der Windchill-Effekt beschreibt, wie kalt sich die Luft auf der Haut anfühlt, wenn der Wind weht. Bei -36 Grad Celsius und einer Windgeschwindigkeit von 50 km/h kann sich die gefühlte Temperatur wie -70 Grad Celsius anfühlen! Das ist wirklich gefährlich.
Was bedeutet das für Bergsteiger?
Die extreme Kälte auf dem Mount Everest stellt eine enorme Herausforderung für Bergsteiger dar. Sie müssen sich entsprechend vorbereiten und ausrüsten, um zu überleben. Hier sind einige der größten Gefahren und Herausforderungen:
Hypothermie
Hypothermie, oder Unterkühlung, tritt auf, wenn der Körper mehr Wärme verliert als er produzieren kann. Die Symptome reichen von Zittern und Verwirrung bis hin zu Bewusstlosigkeit und Tod. Auf dem Mount Everest ist Hypothermie eine ständige Bedrohung. Bergsteiger müssen sich warm halten, indem sie mehrere Schichten Kleidung tragen, sich regelmäßig bewegen und ausreichend essen und trinken.
Erfrierungen
Erfrierungen treten auf, wenn Gewebe durch Kälte geschädigt wird. Die am häufigsten betroffenen Körperteile sind Finger, Zehen, Nase und Ohren. Erfrierungen können zu dauerhaften Schäden und sogar zu Amputationen führen. Bergsteiger müssen ihre Haut vor Kälte schützen, indem sie Handschuhe, Mützen und Gesichtsmasken tragen.
Höhenkrankheit
Die extreme Höhe auf dem Mount Everest führt auch zu Höhenkrankheit. Die Symptome reichen von Kopfschmerzen und Übelkeit bis hin zu Lungen- und Hirnödemen, die lebensbedrohlich sein können. Die Kälte kann die Symptome der Höhenkrankheit verschlimmern, da sie den Körper zusätzlich belastet.
Ausrüstung
Die richtige Ausrüstung ist entscheidend für das Überleben auf dem Mount Everest. Bergsteiger benötigen spezielle Kleidung, die sie vor Kälte, Wind und Feuchtigkeit schützt. Dazu gehören Daunenjacken, Thermounterwäsche, wasserdichte Hosen, isolierte Stiefel und Handschuhe. Außerdem benötigen sie Schlafsäcke, die für extrem kalte Temperaturen ausgelegt sind, sowie Zelte, die den starken Winden standhalten.
Wie bereiten sich Bergsteiger vor?
Die Vorbereitung auf eine Besteigung des Mount Everest ist ein langwieriger und anstrengender Prozess. Hier sind einige der wichtigsten Schritte:
Körperliches Training
Bergsteiger müssen in Topform sein, um die Strapazen der Besteigung zu bewältigen. Sie trainieren ihre Ausdauer, Kraft und Flexibilität. Dazu gehören Laufen, Wandern, Klettern und Krafttraining.
Akklimatisierung
Akklimatisierung ist der Prozess, sich allmählich an die Höhe anzupassen. Bergsteiger verbringen mehrere Wochen in höheren Lagen, um ihren Körper an den niedrigeren Sauerstoffgehalt zu gewöhnen. Sie steigen langsam auf und verbringen einige Tage in jedem Camp, bevor sie weiter aufsteigen.
Mentale Vorbereitung
Die Besteigung des Mount Everest ist nicht nur eine körperliche, sondern auch eine mentale Herausforderung. Bergsteiger müssen mental stark und widerstandsfähig sein, um mit den Schwierigkeiten und Gefahren der Besteigung umzugehen. Sie visualisieren den Erfolg, praktizieren Entspannungstechniken und bauen ein starkes Team auf.
Ernährung und Flüssigkeitszufuhr
Eine ausgewogene Ernährung und ausreichende Flüssigkeitszufuhr sind entscheidend für das Überleben auf dem Mount Everest. Bergsteiger müssen genügend Kalorien zu sich nehmen, um ihren Energiebedarf zu decken, und ausreichend trinken, um hydriert zu bleiben. Sie nehmen spezielle Nahrungsmittel und Getränke mit, die leicht verdaulich und reich an Nährstoffen sind.
Kann man sich an die Kälte gewöhnen?
Die Frage ist, ob sich der menschliche Körper überhaupt an solch extreme Kälte anpassen kann. Die Antwort ist ja, bis zu einem gewissen Grad. Durch Akklimatisierung und Training können Bergsteiger ihre Toleranz gegenüber Kälte erhöhen. Ihr Körper produziert mehr Wärme, ihre Durchblutung verbessert sich und sie werden widerstandsfähiger gegen Unterkühlung und Erfrierungen.
Allerdings gibt es Grenzen. Keine noch so gute Vorbereitung kann die extremen Bedingungen auf dem Mount Everest vollständig kompensieren. Bergsteiger müssen immer wachsam sein und auf die Signale ihres Körpers achten. Wenn sie sich unwohl fühlen oder Symptome von Unterkühlung oder Erfrierungen zeigen, müssen sie sofort Maßnahmen ergreifen, um sich zu schützen.
Fazit: Eine gewaltige Herausforderung
Die Kälte auf dem Mount Everest ist eine gewaltige Herausforderung, die Bergsteiger ernst nehmen müssen. Die extremen Temperaturen, kombiniert mit dem starken Wind und der Höhe, machen die Besteigung zu einem gefährlichen Unterfangen. Nur mit sorgfältiger Vorbereitung, der richtigen Ausrüstung und einem starken Willen können Bergsteiger diese Herausforderung meistern und den Gipfel erreichen.
Denk daran: Wenn du das nächste Mal über eine kalte Winternacht jammerst, stell dir vor, wie es wäre, auf dem Dach der Welt zu stehen, wo Temperaturen von -60 Grad Celsius keine Seltenheit sind! Das relativiert die Dinge vielleicht ein wenig.
Hoffentlich hat dir dieser Artikel einen Einblick in die eisigen Temperaturen auf dem Mount Everest gegeben. Es ist ein faszinierender und gefährlicher Ort, der uns die Grenzen unserer körperlichen und mentalen Belastbarkeit vor Augen führt. Und vielleicht inspiriert er dich, deine eigenen Grenzen zu überwinden – aber vielleicht lieber nicht bei -60 Grad Celsius!
