Der Tag der Arbeit, gefeiert am 1. Mai, ist ein internationaler Feiertag, der die Errungenschaften der Arbeiterbewegung würdigt. Aber wer hat diesen bedeutsamen Tag eigentlich eingeführt? Diese Frage ist komplexer als man denkt und involviert eine Reihe von historischen Ereignissen und Persönlichkeiten. Dieser Artikel richtet sich an alle, die sich für die Geschichte der Arbeiterbewegung und die Ursprünge des Maifeiertags interessieren.
Die Wurzeln in den USA: Der Haymarket Riot
Die Idee eines internationalen Tags der Arbeit wurzelt in den USA des 19. Jahrhunderts. Genauer gesagt, im Umfeld der Arbeiterbewegung und dem Kampf für den Achtstundentag. Achtung: Es gibt hier keinen einzelnen "Erfinder" des Tages der Arbeit, sondern eine Reihe von Ereignissen und Personen, die dazu beigetragen haben.
Ein zentrales Ereignis ist der Haymarket Riot (Haymarket-Aufruhr) in Chicago im Jahr 1886. Arbeiter streikten für den Achtstundentag. Am 4. Mai kam es bei einer Demonstration auf dem Haymarket Square zu einer Bombenexplosion, bei der mehrere Menschen starben. Die Ereignisse wurden genutzt, um die Arbeiterbewegung zu diskreditieren, aber sie trugen auch dazu bei, die Forderung nach dem Achtstundentag in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken.
- 1884: Die Federation of Organized Trades and Labor Unions (Vorläuferin der American Federation of Labor, AFL) forderte den Achtstundentag ab dem 1. Mai 1886.
- 1. Mai 1886: Streiks und Demonstrationen für den Achtstundentag in den gesamten USA.
- 4. Mai 1886: Der Haymarket Riot in Chicago.
Die Zweite Internationale und die Internationalisierung der Idee
Die Idee des Tages der Arbeit wurde international durch die Zweite Internationale, einer Organisation sozialistischer und Arbeiterparteien, verbreitet. Auf ihrem Gründungskongress 1889 in Paris wurde beschlossen, am 1. Mai jeden Jahres für den Achtstundentag zu demonstrieren. Die Wahl des Datums bezog sich explizit auf die Ereignisse des 1. Mai 1886 in den USA.
Es war also nicht eine einzelne Person, sondern eine kollektive Entscheidung der Zweiten Internationale, die den 1. Mai als internationalen Tag der Arbeit etablierte. Die Entscheidung in Paris war ein entscheidender Schritt für die Internationalisierung der Idee.
"Der Kongress beschließt, eine große internationale Demonstration zu organisieren, an einem bestimmten Tag, so dass die Arbeiter aller Länder gleichzeitig ihre Forderungen an die Staatsgewalt richten, die Arbeitszeit auf acht Stunden zu beschränken und die übrigen Beschlüsse des internationalen Arbeiterkongresses von Paris zu verwirklichen." - Beschluss der Zweiten Internationale, 1889
Die Rolle Einzelner Persönlichkeiten
Obwohl die Einführung des Tages der Arbeit ein kollektiver Prozess war, spielten einzelne Persönlichkeiten eine wichtige Rolle. Zu nennen sind:
- August Bebel: Ein führender Kopf der deutschen Sozialdemokratie und Teilnehmer am Gründungskongress der Zweiten Internationale.
- Raymond Lavigne: Ein französischer Sozialist, der den Antrag zur Durchführung einer internationalen Demonstration am 1. Mai einbrachte.
- Die Organisatoren der Streiks und Demonstrationen in den USA: Ohne ihren Einsatz wäre die Idee des Achtstundentags und die Ereignisse in Chicago nicht in das Bewusstsein der Zweiten Internationale gelangt.
Der Tag der Arbeit in Deutschland
In Deutschland wurde der Tag der Arbeit erstmals 1890 gefeiert. Er war zunächst von Demonstrationen und Kundgebungen geprägt, die oft von Auseinandersetzungen mit der Polizei begleitet waren. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Tag der Arbeit zunächst als "Nationaler Feiertag der Arbeit" missbraucht, bevor er im Laufe des Krieges an Bedeutung verlor. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der 1. Mai in der DDR zum Staatsfeiertag und in der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1955 zum gesetzlichen Feiertag erklärt.
Fazit: Ein Kollektives Werk
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Tag der Arbeit nicht von einer einzelnen Person "erfunden" wurde. Er ist das Ergebnis einer langen Geschichte der Arbeiterbewegung, die von Kämpfen, Streiks und dem Engagement vieler Menschen geprägt ist. Die Ereignisse in den USA, insbesondere der Haymarket Riot, und die Entscheidung der Zweiten Internationale waren entscheidend für die Etablierung des 1. Mai als internationaler Tag der Arbeit. Der Tag der Arbeit ist ein Mahnmal für die Errungenschaften der Arbeiterbewegung und eine Erinnerung daran, dass soziale Gerechtigkeit erkämpft werden muss.
Das Wissen um die Ursprünge und die Entwicklung des Tages der Arbeit hilft uns, seine Bedeutung heute besser zu verstehen und die Errungenschaften der Arbeiterbewegung zu würdigen. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass der Kampf für faire Arbeitsbedingungen und soziale Gerechtigkeit auch heute noch relevant ist.
