Kennen Sie das? Sie schreiben einen Text, sind sich eigentlich sicher, dass alles stimmt, aber dann stolpern Sie über die Kommasetzung vor einem erweiterten Infinitiv. Es ist ein Thema, das vielen Kopfzerbrechen bereitet. Die Regeln scheinen kompliziert, und Ausnahmen gibt es zuhauf. Aber keine Sorge, Sie sind nicht allein! Und mit ein wenig Übung und den richtigen Hinweisen wird auch die Kommasetzung vor erweiterten Infinitiven zum Kinderspiel.
Wir alle wollen, dass unsere Texte klar und verständlich sind. Ein falsch gesetztes Komma kann den Lesefluss stören und im schlimmsten Fall sogar den Sinn verändern. Deshalb ist es so wichtig, sich mit den Regeln der deutschen Grammatik auseinanderzusetzen, auch wenn es manchmal etwas mühsam erscheint.
Was ist ein erweiterter Infinitiv?
Bevor wir uns der Kommasetzung widmen, klären wir erst einmal, was ein erweiterter Infinitiv überhaupt ist. Ein erweiterter Infinitiv besteht aus einem Infinitiv (der Grundform eines Verbs) und einem oder mehreren zusätzlichen Wörtern oder Wortgruppen. Diese Erweiterungen können sein:
- Objekte: z.B. "ein Buch lesen" (das Buch ist das Objekt)
- Adverbiale Bestimmungen: z.B. "schnell laufen" (schnell ist die adverbiale Bestimmung)
- Präpositionale Ergänzungen: z.B. "auf den Bus warten" (auf den Bus ist die präpositionale Ergänzung)
- Modalverben: z.B. "gehen können"
- Hilfsverben (bei zusammengesetzten Zeiten): z.B. "gespielt haben"
Ein Beispiel für einen erweiterten Infinitiv wäre: "um sich auf die Prüfung vorzubereiten". Hier ist "sich auf die Prüfung vorzubereiten" der erweiterte Infinitiv.
Die Grundregel: Das Komma KANN gesetzt werden
Die gute Nachricht zuerst: Vor einem erweiterten Infinitiv kann ein Komma gesetzt werden, aber es muss nicht immer. Das bedeutet, dass Sie in vielen Fällen eine gewisse Freiheit haben. Allerdings gibt es bestimmte Situationen, in denen das Komma dringend empfohlen wird, um die Lesbarkeit zu gewährleisten.
Merke: Die Kommasetzung vor erweiterten Infinitiven dient in erster Linie der Klarheit und Lesbarkeit des Textes.
Wann sollte man ein Komma setzen?
Folgende Faktoren sprechen für das Setzen eines Kommas vor einem erweiterten Infinitiv:
- Wenn der Infinitivsatz sehr lang und verschachtelt ist: Ein langes, komplexes Satzgefüge wird durch ein Komma übersichtlicher.
- Wenn der Infinitivsatz weit vom Bezugswort entfernt ist: Wenn der Infinitiv sich auf ein Wort bezieht, das weiter vorne im Satz steht, hilft ein Komma, die Verbindung deutlich zu machen.
- Wenn Missverständnisse entstehen könnten: Wenn ohne Komma der Satz anders interpretiert werden könnte, ist ein Komma unerlässlich.
- Wenn die Betonung des Infinitivsatzes gewünscht ist: Ein Komma kann den Infinitivsatz hervorheben und ihm eine besondere Bedeutung verleihen.
- Nach bestimmten Wörtern, die einen Infinitiv einleiten: Wörter wie um, ohne, statt, anstatt, außer, als leiten oft Infinitivgruppen ein, vor denen ein Komma steht. Zum Beispiel: "Ich gehe ins Kino, um mich zu entspannen."
Beispiele:
- "Er rannte schnell, um den Zug noch zu erreichen." (Lang und dient der Klarheit)
- "Sie versprach es, ohne lange darüber nachzudenken." (Nach "ohne")
Wann kann man das Komma weglassen?
Das Komma kann weggelassen werden, wenn:
- Der Infinitivsatz kurz und übersichtlich ist: Ein kurzer Infinitivsatz, der sich problemlos in den Hauptsatz einfügt, benötigt in der Regel kein Komma.
- Keine Missverständnisse entstehen können: Wenn die Bedeutung des Satzes auch ohne Komma eindeutig ist, kann darauf verzichtet werden.
Beispiele:
- "Er versuchte zu schlafen." (Kurz und eindeutig)
- "Ich gehe spazieren." (Kurz und eindeutig)
Besondere Fälle und Ausnahmen
Es gibt einige besondere Fälle, in denen die Kommasetzung etwas komplizierter sein kann. Hier ein paar Beispiele:
- Infinitivgruppen mit "als": Hier ist die Regel etwas kniffliger. Oft wird kein Komma gesetzt, wenn "als" im Sinne von "wie" verwendet wird. Beispiel: "Er tat nichts als schlafen." Wenn "als" aber eine Vergleich einleitet, wird in der Regel ein Komma gesetzt. Beispiel: "Es ist einfacher gesagt, als getan."
- Bei Aufzählungen: Wenn mehrere Infinitive aufgezählt werden, werden sie durch Kommas getrennt. Beispiel: "Ich mag singen, tanzen, lachen und lesen."
Zusammenfassung und Tipps
Die Kommasetzung vor erweiterten Infinitiven ist eine Herausforderung, aber mit ein paar einfachen Regeln und etwas Übung können Sie sie meistern.
- Achten Sie auf die Länge und Komplexität des Infinitivsatzes.
- Überprüfen Sie, ob Missverständnisse entstehen könnten.
- Nutzen Sie das Komma, um die Lesbarkeit zu verbessern.
- Lassen Sie das Komma weg, wenn der Satz kurz und eindeutig ist.
- Vertrauen Sie Ihrem Sprachgefühl!
Der wichtigste Tipp: Lesen Sie Ihre Texte laut vor! So spüren Sie oft intuitiv, wo ein Komma sinnvoll ist und wo nicht.
Und denken Sie daran: Im Zweifelsfall ist es besser, ein Komma zu viel zu setzen als eines zu wenig. Ein zusätzliches Komma stört den Lesefluss in der Regel weniger als ein fehlendes.
Ich hoffe, dieser Artikel hat Ihnen geholfen, die Kommasetzung vor erweiterten Infinitiven besser zu verstehen. Haben Sie noch Fragen oder Anmerkungen? Schreiben Sie sie gerne in die Kommentare!