Hand aufs Herz: Wer von uns hat nicht schon mal diesen Satz gehört? "Ich bitte um schriftliche Bestätigung." Klingt erstmal harmlos, oder? Fast schon höflich. Aber tief im Inneren... brodelt da nicht was?
Ich gebe zu, ich habe eine... sagen wir mal... komplizierte Beziehung zu dieser Phrase. Eine Art Hassliebe. Eine ungeliebte Liebe? Vielleicht.
Das Gefühl, das man nicht greifen kann
Es ist nicht die reine Information, die mich stört. Natürlich, manchmal braucht man es schwarz auf weiß. Ein Vertrag, eine Vereinbarung, die Bestätigung einer Bestellung. Alles legitim. Aber dann... dann gibt es diese Momente.
Zum Beispiel, wenn du deinem Nachbarn hilfst, den schweren Schrank hochzutragen. Und er, anstatt einfach "Danke" zu sagen (was ja schon nett wäre), erwidert: "Ich bitte um schriftliche Bestätigung Ihrer Hilfeleistung. Für meine Unterlagen." Für seine Unterlagen? Wirklich? Hat er etwa vor, meine Muskelkater-Beschwerde bei der Krankenkasse einzureichen?
Oder wenn du deinem Chef eine Idee vorschlägst. Er nickt zustimmend (oder auch nicht, je nach Laune), sagt "Interessant" (was ja bekanntlich alles bedeuten kann) und fügt dann hinzu: "Ich bitte um schriftliche Bestätigung dieser Idee. Am besten mit SWOT-Analyse und Kosten-Nutzen-Rechnung." Hallo? Ich hab' nur gesagt, wir könnten vielleicht mal Freitagabend Pizza bestellen! Brauchen wir dafür wirklich ein Gutachten?
Irgendwie klingt "Ich bitte um schriftliche Bestätigung" immer ein bisschen nach Misstrauen. Als ob man dir nicht über den Weg traut. Als ob deine Worte wertlos wären. Als ob du im Geheimen planst, alles zu dementieren, sobald es unbequem wird.
Unbeliebte Meinung: Es ist die überflüssige Bürokratie
Klar, in manchen Situationen ist eine schriftliche Bestätigung unverzichtbar. Aber oft fühlt es sich einfach nach unnötiger Bürokratie an. Nach einem weiteren Zettel, der in irgendeinem Ordner verschwindet und nie wieder ans Tageslicht kommt. Nach Zeitverschwendung, die wir alle sinnvoller nutzen könnten.
Ich behaupte mal ganz frech: Manchmal reicht es einfach, sich in die Augen zu schauen und sich die Hand zu geben. Sich zu vertrauen. Eine mündliche Zusage kann so viel wert sein. (Okay, nicht bei Hauskäufen. Da brauchen wir schon den Notar. Aber ihr wisst, was ich meine.)
Und was ist mit der ganzen E-Mail-Flut? Ist es nicht ironisch, dass wir in einer Zeit leben, in der wir ständig digital kommunizieren, aber trotzdem ständig nach schriftlichen Bestätigungen verlangen? Man könnte fast meinen, wir trauen unserer eigenen Technologie nicht.
Die Ausnahmen bestätigen die Regel
Natürlich gibt es Ausnahmen. Wenn es um wichtige Entscheidungen geht, die rechtliche Konsequenzen haben, ist eine schriftliche Bestätigung unerlässlich. Keine Frage. Da bin ich ganz bei euch, liebe Juristen.
Auch wenn es darum geht, Missverständnisse zu vermeiden, kann eine schriftliche Bestätigung hilfreich sein. Vor allem, wenn die Kommunikation komplex ist oder viele Personen beteiligt sind.
Aber in vielen alltäglichen Situationen? Da finde ich, dürfen wir ruhig ein bisschen mehr Vertrauen wagen. Ein bisschen mehr Menschlichkeit. Ein bisschen weniger Bürokratie.
Also, beim nächsten Mal, wenn jemand "Ich bitte um schriftliche Bestätigung" sagt, atmet tief durch. Überlegt, ob es wirklich notwendig ist. Und vielleicht, nur vielleicht, könnt ihr ja vorschlagen: "Wie wäre es stattdessen mit einem Handschlag?"
Oder, noch besser: "Wie wäre es mit einem Stück Kuchen?" Ein Stück Kuchen sagt mehr als tausend schriftliche Bestätigungen. Das ist meine (unbeliebte) Meinung. Und ich stehe dazu. Und ich bestehe darauf, dass Sie das schriftlich bestätigen! (Nur ein Scherz. Oder...?)
Ach, und wer weiß, vielleicht sammle ich ja gerade Beweismaterial für einen Artikel über die Absurdität des deutschen Bürokratiewahns. Aber das habe ich natürlich nie gesagt. *zwinker*