Paris, die Stadt der Liebe, des Lichts – und offensichtlich, des Betrugs? Denn es gab tatsächlich einen Mann, der den Eiffelturm verkauft hat. Nicht ein Mal, sondern zwei Mal! Wir sprechen von Victor Lustig, einem der berüchtigtsten Hochstapler des 20. Jahrhunderts. Und seine Geschichte ist so unglaublich, dass sie fast schon wieder wahr sein könnte.
Ein Charmeur mit Stil: Wer war Victor Lustig?
Victor Lustig, geboren 1890 in Böhmen (damals Österreich-Ungarn), war alles andere als ein gewöhnlicher Krimineller. Er war eloquent, gebildet, sprach fließend mehrere Sprachen und verfügte über eine unwiderstehliche Ausstrahlung. Er bewegte sich in den feinsten Kreisen und wusste genau, wie er Menschen für sich gewinnen konnte. Man könnte ihn fast schon als den George Clooney der Betrüger bezeichnen.
Lustig reiste um die ganze Welt, immer auf der Suche nach dem nächsten Opfer. Er verkaufte gefälschte Geldruckmaschinen, legte reiche Leute rein und hinterließ eine Spur von gebrochenen Herzen und leeren Portemonnaies.
Der Coup des Jahrhunderts: Der Eiffelturm-Verkauf
1925 las Lustig in einer Zeitung einen Artikel über die hohen Wartungskosten des Eiffelturms. Die Stadt Paris stand vor der Entscheidung, ob sie das Wahrzeichen erhalten oder abreißen sollte. Eine Idee keimte in seinem Kopf: Warum den Eiffelturm nicht einfach verkaufen?
Lustig gab sich als Regierungsbeamter aus und lud sechs Schrotthändler zu einem geheimen Treffen in ein luxuriöses Hotel ein. Er erklärte ihnen, dass der Eiffelturm wegen der hohen Kosten abgerissen und als Schrott verkauft werden sollte. Die Regierung wolle dies jedoch diskret abwickeln, um keinen öffentlichen Aufruhr zu verursachen.
Das Kalkül ging auf. Die Schrotthändler witterten ein großes Geschäft und konkurrierten darum, den Zuschlag zu erhalten. Lustig wählte schließlich André Poisson aus, den unsichersten und eitelsten der Gruppe. Er nahm sogar ein Bestechungsgeld von Poisson an, um dessen Vertrauen zu gewinnen. Poisson zahlte eine beträchtliche Summe für den Eiffelturm und wurde kurz darauf klar, dass er einem Betrüger aufgesessen war. Aus Scham meldete er den Vorfall jedoch nicht der Polizei.
Lustig floh mit dem Geld nach Wien, nur um einige Monate später nach Paris zurückzukehren und den Coup ein zweites Mal durchzuziehen! Diesmal flog er allerdings auf, da eines seiner Opfer die Polizei informierte.
Die Lehren aus Lustigs Geschichte
Was können wir aus der Geschichte von Victor Lustig lernen? Zunächst einmal, dass Vertrauen und Eitelkeit leicht ausgenutzt werden können. Lustig verstand es, die Schwächen seiner Opfer zu erkennen und für seine Zwecke zu nutzen. Er spielte mit ihrer Gier, ihrer Unsicherheit und ihrem Wunsch, etwas Besonderes zu sein.
Zweitens zeigt uns die Geschichte, wie wichtig es ist, Dinge zu hinterfragen. André Poisson war so geblendet von der Aussicht auf ein schnelles Geschäft, dass er nicht die notwendige Sorgfalt walten ließ. Er hat die Fakten nicht überprüft und sich blind auf Lustigs Autorität verlassen.
Ein kleiner Tipp: Wenn Ihnen ein Angebot zu gut erscheint, um wahr zu sein, dann ist es das wahrscheinlich auch nicht. Seien Sie skeptisch, stellen Sie Fragen und vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl.
Drittens erinnert uns Lustigs Geschichte daran, dass Charme allein nicht ausreicht. Er mag ein begnadeter Redner und ein unwiderstehlicher Verführer gewesen sein, aber letztendlich war er ein Krimineller, der das Vertrauen anderer missbraucht hat.
Fun Fact: Lustig wurde schließlich in den USA gefasst, nicht wegen des Eiffelturm-Verkaufs, sondern wegen Geldfälschung. Er starb 1947 im Gefängnis von Alcatraz.
Ein bisschen Lustig im Alltag?
Auch wenn wir wahrscheinlich nie einen Eiffelturm verkaufen werden, können wir aus Lustigs Geschichte doch etwas für unseren Alltag lernen. Sei es beim Online-Shopping, beim Abschluss von Versicherungsverträgen oder im Umgang mit dubiosen Geschäftspartnern – ein gesundes Maß an Skepsis und die Fähigkeit, Dinge zu hinterfragen, können uns vor unangenehmen Überraschungen bewahren.
Und wer weiß, vielleicht steckt ja auch in uns allen ein kleiner Victor Lustig – nur eben ohne die kriminelle Energie. Die Fähigkeit, andere von unseren Ideen zu überzeugen, unser Charme und unsere Eloquenz können uns im Leben weit bringen. Wir sollten diese Talente jedoch immer verantwortungsvoll und ethisch einsetzen.