Stell dir vor, du stehst am Flughafen Edmonton. Nicht drinnen, in der Hektik der Abflüge, sondern draußen, am Park And Wait-Bereich. Klingt erstmal nach 'nüchterner Pflichtübung', oder? Aber warte mal ab!
Park And Wait ist im Grunde ein Wartebereich für Leute, die jemanden vom Flughafen abholen. Anstatt im Stau vor dem Terminal zu stehen oder teure Parkgebühren zu zahlen, parkst du hier kostenlos. Genial, oder? Aber das ist nur die halbe Geschichte.
Was passiert denn da wirklich? Nun, es ist eine kleine Parallelwelt entstanden. Denk an ein Freiluft-Wohnzimmer, nur mit Autos statt Sofas. Leute sitzen in ihren Autos, starren auf ihre Handys, schlürfen Kaffee. Familien picknicken auf der Ladefläche ihres Trucks. Es ist eine bunte Mischung aus Erwartung und – seien wir ehrlich – leichter Ungeduld.
Ich habe mal eine Familie beobachtet, die ein Brettspiel auf der Motorhaube ihres Minivans spielte. "Mensch ärgere Dich nicht" am Flughafen! Wer hätte das gedacht? Und ein anderes Mal sah ich jemanden, der in voller Montur Yoga auf dem Rasen machte. Vielleicht, um die Flugangst seines erwarteten Gastes zu kompensieren? Man weiß es nicht.
Das Tolle an Park And Wait ist die Menschlichkeit. Es ist eine Momentaufnahme von Leben in Wartestellung. Da ist die junge Frau, die nervös auf ihren Liebsten wartet, der aus dem Ausland kommt. Da ist der Geschäftsmann, der in aller Eile noch einen Anruf erledigt, bevor er seinen Chef abholt. Da sind die Großeltern, die mit einem selbstgemalten Plakat auf ihre Enkelkinder warten. Jede Person hat ihre eigene Geschichte, ihre eigenen Erwartungen, ihre eigene Vorfreude.
Und dann sind da die kuriosen Momente. Der Mann, der seinen Wagen mit einem riesigen aufblasbaren Flamingo dekoriert hat. Die Frau, die mit einem Megafon herumlief und den Namen "BERND!" rief (ich hoffe, Bernd ist gut angekommen). Die Leute, die sich gegenseitig mit Snacks versorgen (Kaffee, Kekse, manchmal sogar ein Stück Pizza – Flughafen-Solidarität!).
Es ist auch ein Ort der kleinen Dramen. Der Anruf, der nicht durchgeht. Die Verspätungsmeldung, die für kollektives Stöhnen sorgt. Der Akku, der leer ist. Aber selbst in diesen Momenten herrscht eine gewisse Hilfsbereitschaft. Fremde bieten Starthilfe an, teilen ihr WLAN, leihen Ladegeräte.
Eine Gemeinschaft auf Zeit
Park And Wait ist wie eine temporäre Gemeinschaft. Man teilt ein gemeinsames Ziel: jemanden abzuholen. Und in dieser Gemeinsamkeit entstehen kleine Verbindungen. Man nickt sich zu, lächelt sich an, tauscht ein paar Worte über Flugverspätungen aus. Es ist eine Art "Flughafen-Knigge", eine ungeschriebene Etikette der Geduld und des Mitgefühls.
Ich erinnere mich an einen besonders kalten Wintertag. Die Heizung in meinem Auto streikte. Ich saß zitternd da, als ein älterer Herr an mein Fenster klopfte. Er reichte mir eine Thermoskanne mit heißem Tee.
"Brauchen Sie das vielleicht mehr als ich?"fragte er mit einem freundlichen Lächeln. Diese kleine Geste hat mir den Tag gerettet. Und sie hat mir gezeigt, dass Park And Wait mehr ist als nur ein Wartebereich. Es ist ein Ort der Menschlichkeit, der Freundlichkeit, der unerwarteten Begegnungen.
Also, das nächste Mal, wenn du jemanden am Flughafen Edmonton abholst, nimm dir einen Moment Zeit, um die Atmosphäre in Park And Wait aufzusaugen. Beobachte die Menschen, die Geschichten, die kleinen Dramen. Vielleicht entdeckst du etwas Unerwartetes. Vielleicht erlebst du eine herzerwärmende Begegnung. Vielleicht erkennst du einfach, dass du Teil einer kleinen, verrückten, aber irgendwie liebenswerten Gemeinschaft bist.
Und denk daran: Bernd ist hoffentlich gut angekommen!
