Eine Geisterstadt aus Blech: Air Berlins ewiges Park-Denkmal am Flughafen München
Erinnern Sie sich noch an Air Berlin? Die rot-weißen Flieger, die einst den Himmel über Deutschland beherrschten? Na klar, wer nicht? Aber was viele nicht wissen: Am Flughafen München, genauer gesagt, irgendwo im Dunstkreis von Terminal 1, existiert eine Art automobiler Friedhof, ein stummer Zeuge des einstigen Glanzes (und anschließenden Falles) der Airline: das Air Berlin Parken.
Okay, Friedhof ist vielleicht etwas dramatisch. Sagen wir lieber: ein sehr, sehr langes, sehr, sehr volles Parkhaus. Gefüllt mit Autos, die scheinbar auf bessere Zeiten warten. Autos, die höchstwahrscheinlich von Mitarbeitern der Airline gehörten, als diese noch fröhlich Passagiere von A nach B (oder vielleicht auch von A nach Mallorca) beförderte.
Stellen Sie sich vor: 2017. Die Welt scheint noch in Ordnung, zumindest im Kosmos von Air Berlin. Sie checken ein, geben Ihren Koffer ab, und parken Ihren treuen Golf brav in dem reservierten Bereich. Sie denken: "In zwei Wochen bin ich wieder da, dann geht's zurück in den Alltag." Aber dann… BUMM! Die Insolvenz. Der Absturz. Und der Golf? Der steht immer noch da.
Manchmal frage ich mich, was in diesen Autos wohl so alles liegt. Vergessene Sonnenbrillen? Ungelesene Urlaubslektüre? Vielleicht sogar ein angefangenes Stück Kuchen von Oma? Und vor allem: Welche Geschichten stecken hinter den Besitzern dieser Fahrzeuge? Waren es Flugbegleiter, die von fernen Ländern träumten? Piloten, die den Himmel so gut kannten wie ihre Westentasche? Oder Bodenpersonal, das jeden Tag dafür sorgte, dass alles reibungslos ablief?
Es ist ein bisschen wie bei Pompeji, nur eben mit Autos statt Menschen. Eine Momentaufnahme der Vergangenheit, konserviert unter einer Staubschicht aus Ungewissheit.
Natürlich hat sich der Flughafen München längst um die Sache gekümmert. Die Autos werden nach und nach entfernt, die Besitzer kontaktiert (soweit möglich). Aber es ist ein langwieriger Prozess. Jeder Wagen muss identifiziert, jeder Besitzer ausfindig gemacht, jeder bürokratische Hürde genommen werden. Und manchmal, so munkelt man, tauchen auch echte Kuriositäten auf. Autos, die seit Jahren als vermisst gemeldet waren. Oder Fahrzeuge, deren Besitzer mittlerweile ins Ausland gezogen sind und von alledem nichts mehr wissen.
Und dann gibt es natürlich die Verschwörungstheorien. Wurden die Autos vielleicht von Außerirdischen dort abgestellt? Sind sie Teil eines geheimen Regierungsplans? Oder hat einfach nur ein besonders sadistischer Parkwächter seine Finger im Spiel? (Okay, die letzte Theorie ist vielleicht etwas weit hergeholt.)
Was aber bleibt, ist die Faszination. Die morbide Neugier. Wenn Sie das nächste Mal am Terminal 1 des Flughafen München unterwegs sind, nehmen Sie sich einen Moment Zeit und denken Sie an die Air Berlin Autos. Stellen Sie sich die Geschichten vor, die sie erzählen könnten. Und vielleicht, nur vielleicht, entdecken Sie ja sogar einen kleinen roten Flieger aus Playmobil auf dem Armaturenbrett eines verlassenen VW Polo.
Denn selbst im größten Chaos, selbst im tiefsten Fall, gibt es immer noch einen kleinen Funken Hoffnung. Die Hoffnung, dass eines Tages auch der letzte Air Berlin Parkplatz wieder leer ist. Und dass die Besitzer ihre Autos wieder in die Arme schließen können. Vielleicht nicht mehr ganz so neu und glänzend wie damals, aber dafür mit einer Geschichte, die sie ein Leben lang erzählen können.
Und wer weiß, vielleicht wird aus dem Air Berlin Parken ja irgendwann mal eine Touristenattraktion. "Besuchen Sie die Geisterstadt aus Blech! Erleben Sie die Geschichte einer Airline hautnah! Und kaufen Sie anschließend einen Miniatur-Air-Berlin-Flieger im Souvenirladen!" Die Idee hat was, oder?
